Das Projekt

EMMA unantastbar! war ein Projekt zur Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Mädchen mit einer leichten geistigen Behinderung (IQ von 50-69). Die Laufzeit des Projekts betrug insgesamt drei Jahre. Es wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Beteiligt waren drei Institutionen in Deutschland: die Universitätsmedizin Rostock, Wildwasser München e.V. und das kbo-Heckscher Klinikum München. Die Studie richtetete sich an Mädchen im Alter von 8 bis 12 Jahren. Im Rahmen der Studie war die Teilnahme der Mädchen kostenfrei.


Ziele

Ziel des Projekts ist es, ein Präventionsprogramm nach den neuesten Stand der Forschung und Praxis zu entwickeln und zu evaluieren, welches das Risiko für Mädchen mit geistiger Behinderung senkt, Opfer von sexualisierter Gewalt zu werden. Die Mädchen sollen lernen, Grenzen zu setzen, Grenzverletzungen und potentiell gefährliche Situationen zu erkennen und zu verlassen und nicht zuletzt sich Hilfe zu holen bzw. von dem Vorfall zu berichten. Insgesamt soll das Selbstbewusstsein der Mädchen gestärkt werden.


Hintergrund

Frauen mit geistiger Behinderung sind zwei- bis viermal häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als die Allgemeinbevölkerung. Trotz dieser Tatsache gibt es nur vier englischsprachige Studien zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Kindern mit einer geistigen Behinderung, in deutschen Fachzeitschriften sogar keine.

Einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren und Jugend (BMFSFJ) zufolge erlebt etwa jedes vierte Mädchen mit geistiger Behinderung bereits vor seinem 18. Geburtstag sexuelle Übergriffe und sexualisierte Gewalt. Die Studie des BMFSFJ empfiehlt daher, dass Prävention bereits im Kindes- und Jugendalter einsetzen sollte.

Genau dies beabsichtigt das Präventionsprogramm EMMA unantastbar!


Durchführung

An 10 wöchentlich stattfindenden Kursterminen à 90 Minuten wird das Selbstbewusstsein der Mädchen gestärkt. Die Anfertigung des Materials erfolgte durch Expertinnen und Experten verschiedener Gebiete. Dadurch konnte ein Programm entwickelt werden, das auf die spezifischen Besonderheiten der Zielgruppe eingeht.

Die Teilnehmerinnen lernen u.a.:

  • auf ihre Gefühle zu achten und sie ernst zu nehmen
  • potentiell gefährliche Situationen einzuordnen
  • sich in grenzverletzenden Situationen selbst zu behaupten
  • Nein zu sagen, das heißt eigene Grenzen wahrzunehmen und zu verteidigen
  • aus der jeweiligen bedrohlichen Situation wegzugehen
  • sich Hilfe zu holen
  • über einen Vorfall einer Person ihres Vertrauens zu berichten

Dafür ist der Großteil der Sitzungen behavioral angelegt und zielt auf die Ausübung der Konzepte in Rollenspielen ab. Darin finden sich Elemente der Verhaltenstherapie wieder.

An unserer Studie nehmen 146 Mädchen im Alter von 8-12 Jahren teil, deren neuerworbenes Wissen mittels verschiedener Testverfahren überprüft wird. Alle Messerhebungen werden protokolliert und auf Video aufgezeichnet.


Materialien und Veröffentlichungen

Die Inhalte des Präventionstrainings wurden von Expertinnen und Experten zusammengestellt und sind auf den Bedarf der Zielgruppe abgestimmt. Das Programm wird nach Abschluss der Studie als Trainingsmanual pädagogischen und psychologischen Fachkräften sowie Selbstbehauptungstrainerinnen und -trainern über einen halb-öffentlichen Online-Zugang zur Verfügung gestellt. Es wird neben einer Zusammenfassung des theoretischen Hintergrunds eine detaillierte Beschreibung der Trainingssitzungen enthalten. Außerdem werden Hilfestellungen zu besonderen Vorkommnissen oder Problemen und alle Arbeitsblätter und Skripts gegeben.